Künstlerische Leitung des Kunst- und Stadtentwicklungsprojekts »Hauptstadt der Folgenlosigkeit«
#folgenlos Von Mai 2022 bis April 2023 wird Heilbronn zur »Hauptstadt der Folgenlosigkeit«. Dabei geht es um die Frage, wie wir vor dem Hintergrund von drängenden Herausforderungen wie dem Klimawandel und der globalen Ungleichheit in Zukunft leben wollen: Wie sieht ein Leben aus, das keine negativen Folgen für andere Menschen, Lebewesen und Materie hat? Könnte Folgenlosigkeit ein neues, regulatives Ideal werden? Wie Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit? Unerreichbar, aber dennoch erstrebenswert? Welche Auswirkungen hätte ein solches Streben auf die materielle und immaterielle Gestaltung unseres Alltags, auf die Wirtschafts- und Sozialordnung, auf unseren Glauben, auf die Art, wie wir miteinander umgehen? Der Abschied von Erfolg als erstrebenswertes Ideal? Oder Folgenlosigkeit als Erfolg?
Unter der Schirmherrschaft von Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel organisieren zahlreiche Akteur:innen und Heilbronner Institutionen als »Bund der Folgenlosen« eine Reihe von Ausstellungen, Lesungen, Konzerten, Festen, Performances und Vorträgen, die sich alle um das Nicht(s)tun und Vermeiden drehen. Im Zentrum des urbanen Spektakels steht ein Bürger:innenstipendium als Erprobungsversuch freudvoller Unterlassung - das »Stipendium für Nicht(s)tun«, welches Anfang Mai 2022 in der Stadt ausgeschrieben werden soll. 5.000 Euro sollen drei Bürger:innen erhalten, um etwas nicht zu tun. Die Gewinner:innen werden in einem basisdemokratischen Experiment von allen Teilnehmenden ermittelt. Einzige Teilnahmebedingung: Alle, die mitmachen, müssen am Ende auch für drei Monate dem Vorbild der Gewinner:in folgen. Ein:e Stadtschreiber:in und ein Filmteam dokumentieren die geplanten Aktivitäten und die sich daraus entwickelnden Dynamiken. »Hauptstadt der Folgenlosigkeit« ist ein einjähriges diskursives Kunst- und Stadtentwicklungsprojekt. Wir wollen in der Stadt eine lebendige Diskussion anregen, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen.
Projektpartner des einjährigen Festivals sind das Schul-, Kultur- und Sportamt sowie städtische Kulturinstitute und die Stabsstelle für Integration und Partizipation, das Württembergische Kammerorchester, die Hochschule Heilbronn, das Demokratiezentrum Heilbronn, der Kunstverein, das Theaterschiff, das Arthaus Kino, die Lokale Agenda 21, die Volkshochschule Heilbronn, die Antidiskriminierungsstelle Heilbronn, die 42Heilbronn, die Akademie für Innovative Bildung und Management (aim), Daishin Zen Heilbronn und viele mehr.
»cloud*s*cape« von Tobias Frühauf (Regie: Philipp Wolpert) am Münchner Volkstheater
©Arno Declair
#trapoper Ein Hybrid aus Schauspiel und Trap-Konzert, das die Frage stellt, wie weit Widerstand gehen darf. Die Rapperin Antifuchs performt mit dem Ensemble des Münchner Volkstheaters auf der Bühne. Schmelzende Polkappen sind für Zukunftsminister Kassler eine willkommene Katastrophe, um der hiesigen Wasserknappheit Herr zu werden. In der einst boomenden Wüstenmetropole glänzen heute nur noch die Skyscraper der Elite, während sich der Rest mit den klimatischen Widrigkeiten herumschlagen muss. Unswelt! heißt eine Gruppe von Klimaaktivist*innen, angeführt von Susan, die damit zu kämpfen hat, die Energie ihrer Gründungsphase in nachhaltige Verbesserungen für die Zukunft umzuwandeln. Als die junge Charlie zur Bewegung stößt, kann es ihr deshalb gar nicht schnell genug gehen. In dem Rapper Apparel-Karl-47, der seine Follower in Stellung bringt, findet sie unverhofft einen Gleichgesinnten. Doch dessen Radikalität verfolgt eine eigene Agenda.
»RAVE« am Schauspiel Stuttgart
Tacheles und Tarantismus erhält Auszeichnung der Bundesregierung für Kultur- und Kreativwirtschaft 2020
#kreativpiloten Auch und gerade in diesen herausfordernden Zeiten würdigt die Bundesregierung inzwischen zum elften Mal die 32 »kreativsten Köpfe des Jahres«, die innovativsten Ideen und Unternehmer*innenpersönlichkeiten als Kultur- und Kreativpiloten Deutschland 2020. Bereits die Startphase lieferte ein Rekordergebnis: Um die einzige Auszeichnung der Bundesregierung für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft bewarben sich 1.170 Projekte aus dem gesamten Bundesgebiet. Wir freuen uns, dass wir im Jahr 2020 zu den Titelträger*innen gehören.
»Theater muss sich den großen Zukunftsfragen stellen, breite Zugänge schaffen und verschiedene Zielgruppen erreichen – nicht nur jene, die ohnehin schon das Theater besuchen.« Diesen hohen Anspruch haben sich Philipp Wolpert und Tobias Frühauf gesteckt. Dafür suchen sie überall nach Bühnen, spannenden Künstler*innen und Formen, um Diskurse von abgeschlossenen Proberäumen in die Gesellschaft zu tragen – und lassen in ihren Aufführungen Einflüsse aus der Popkultur offen zu. Ein Projekt, das nicht nur für ausverkaufte Tickets sorgt, sondern eine ganz eigene Besucher*innengruppe prägen kann – und damit seine Wirkungskraft voll entfaltet.